Sud XV - Ur-Pils oder zurück zu den W(ü)rzeln

Schon wieder ist Corona dafür verantwortlich, dass das für November geplante Brauseminar ausfallen muss. Und ein vergessener "Bestell"-Button dafür, dass der geplante kleine Sud im Einkocher (mit neuem Rührwerk und Wärmeisolation) erst mit einer Woche Verzögerung ins Fass kommt. Heute Nacht gab es den ersten Frost dieser Herbst/Wintersaison in Trier und um 8.30 Uhr ist es viel zu kalt, um die Brauerei wie üblich im Freien aufzubauen. Da das Maischen im elektrischen Einkocher auch indoor-tauglich ist, beginne ich auf der Werkbank mein Tageswerk. Erstmals wage ich mich heute - zunächst - allein an die Arbeit, weil es den Mitbegründer unserer kleinen Hobby-Brauerei zu Studienzwecken an den Rhein verschlagen hat.


Entsprechend der Jahreszeit und der Temperatur im tiefen Keller von 12 Grad kann es jetzt wieder mal ein untergäriges Bier werden. Ich entscheide mich für Sud XV für ein Böhmisches Pils, also sozusagen für ein Ur-Pils. Aber das Wort darf man als Saarländer, der mit den Besitzern der einschlägigen Brauerei auch noch gemeinsame Vorfahren teilt, natürlich nicht unkritisch gebrauchen.

So langsam hebt sich der Nebel und mit der Sonne naht um 10 Uhr Hilfe in Gestalt des Domimkers. Gemeinsam vertreiben wir uns die Zeit, in der die Maische im üblichen Infusionsverfahren durch die verschiedenen Rasten läuft, mit diversen Wintervorbereitungsarbeiten bei den Bienen, bei den Hühnern und im Garten. Zur vorgesehenen Zeit ist die Probe jodneutral und es geht weiter zur Abmaischtemperatur.



Während der Läuterruhe beschließen wir die Grillsaison und während des Hopfenkochens geht es mit der Gartenarbeit weiter. Solche Helfer lobe ich mir! 




Leider hatte ich beim Rezeptausdruck vergessen, den Alphasäurewert den tatsächlichen Gegebenheiten anzupassen, weswegen ich das nun noch einmal neu berechnen muss und die korrigierten Werte von Hand ins Braubuch übertrage. Dabei schreibe ich so undeutlich, dass ich für die letzte Gabe Saazer nur 7 statt der vorgesehenen 37 Gramm hinzufüge. Das fällt mir erst am späten Abend auf, als ich mich beim Vakuumieren und Einschweißen des übriggebliebenen Hopfens darüber wundere, dass der Beutel noch fast voll ist. Also werde ich nach ein paar Tagen mit den fehlenden 30 Gramm stopfen müssen. Bin mal gespannt, ob das geschmacklich dann auch passt.

Das kleine Gebinde macht das Arbeiten leicht und unaufgeregt. Und so sind wir tatsächlich vor Einbruch der Dunkelheit um 16.30 Uhr mit der kompletten Arbeit fertig. Wir füllen 20 Liter Würze mit einer Stammwürze von 12,6° Plato heiß ins zuvor auf besondere Anweisung penibel gereinigte und desinfizierte Fass (Sudhausausbeute 62,3%) und lassen dies über Nacht in der herbstlichen Kälte (5 Grad) stehen. Am nächsten Tag gebe ich dann die Hefe dazu und bringe das Fass in den 12 Grad warmen Keller. 






Erst nach zwei Tagen ist die Hefe erkennbar angekommen. Nach einer Woche stopfe ich, wie schon gesagt, mit 30 Gramm Saazer-Hopfen und nach einer weiteren Woche, als die Gärung zu ihrem Ende kommt, gebe ich das Fass für zwei Tage bei 20 Grad in den Wärmeschrank zur sog. Diacethylrast. Anschließend wird auf 2 Grad runtergekühlt und am 13.12. kann ich 17,5 Liter sehr klares und ziemliches helles Pils auf die Flasche füllen. 



Die Messung ergibt  6 Brix, was einem Endvergärungsgrad von 81% entspricht. Rechnerisch ergeben sich daraus 5,5 Vol% Alkohol. Ich karbonisiere mit 7,4 g Zucker/l, was 5,6 g CO2 entspricht und den Alkoholgehalt um weitere 0,5 Vol% erhöhen wird. Jetzt darf es reifen, mindestens bis Sylvester...

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