Sud IX und X - Nicht alles gelingt

Heute brauen wir in veränderter Besatzung und an verändertem Ort. Dem vermutet schlechten Wetter geschuldet werden die Autos ausquartiert und die Garage in ein Brauhaus umfunktioniert. Dies bedeutet einen erheblichen zusätzlichen Räumaufwand und bringt auch eine eigenartig technische Atmosphäre in den Tag. Mein ältestes Patenkind ist mit seiner Familie erstmals dabei und alle mühen sich redlich, sich im Schnellverfahren mit den doch recht komplex gewordenen Prozessen vertraut zu machen. Da ich gerne alle beschäftigen will, was mir mit einem Sud schwer vorstellbar erscheint, schaffe ich einen elektronischen Einkocher an und wir setzen zwei Sude an: den Hauptsud IX im großen Kessel, ein Märzen und den Experimentalsud X im Einkocher, ein Strong Ale.

Leider waren der gegenüber den vorherigen Brautagen veränderten Variablen (Ort, Personal, Equipment) zu viele und auch die vertraute Technik (AiO) glänzt durch Bockigkeit, d. h. dauernde Abstürze. Die Ursache sind die elektromagnetischen Einstreuungen des Hochspannungstrafos für den Zündfunken. Über Abhilfe wird heftig gefachsimpelt, aber schließlich hilft nur, die AiO abzuklemmen und den Kocher "von Hand" zu betreiben.
Auch der neue Einkocher versagt immer wieder den Dienst, weshalb es fast unmöglich ist, die Kombirasttemperatur zu halten. Noch kenne ich die Gründe hierfür nicht. Es dauert gefühlt ewig, bis der Sud jodneutral wird. Die Sudhausausbeuten sind mit 52 bzw. 44,6% abgründig schlecht, was aber angesichts der herausfordernden Anläufe auch nicht verwundert.

Der Tag ist kein Vergnügen wird, sondern - zumindest für mich - echter Stress. Zumindest dem männlichen Teil meines Besuchs scheint es aber gefallen und gemundet zu haben, denn Sud VIII im Keg befindet sich in tröstendem Ausschank.

Da das Märzen untergärig ist und die Anstelltemperatur 8 Grad betragen soll, lasse ich die Fässer über Nacht in der kühlen Dezemberluft stehen (gute Idee) und gebe die Hefe am folgenden Morgen direkt aus dem Päckchen ins Fass, ohne sie - wie bisher üblich - zu rehydrieren. Die Folge ist, dass beide Fässer über Tage nicht ankommen. Es tut sich einfach nichts. Meine Berater empfehlen zunächst Geduld, dann aber, nachdem sich auch an Weihnachten noch nichts getan hat, zum Überimpfen mit irgendeiner Hefe, hauptsache die Gärung beginnt. Diesen Noteingriff wage ich dann auch am zweiten Weihnachtsfeiertag und er hat sich gelohnt, denn schon wenige Stunden später blubbert es im Fass und das Märzen gelingt ohne Fehlton, wie sich schon bei der ersten Verkostung zeigt.
Schwierig ist hingegen das Strong Ale, das zwar ordentlich vergärt, aber sich beim Füllen und auch danach nicht klärt. Auch verwundern die groben Schwebeteilchen, die nicht nach Hefe, sondern eher nach Eiweißausflockungen ausschauen. Geschmacklich ist es eine Herausforderung, man könnte auch sagen ein Reinfall. Dann wäre es der erste Sud, der misslungen ist. Aber vielleicht muss es einfach noch ein paar Monate reifen... Ich werde berichten.

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